Der „optimale Schnittzeitpunkt“ wurde stark vom christlichen Kalender geprägt. Der Volksglauben besagt daher, der heilige Karl, am 28. Januar, sei der beste Schnitttermin für Kernobst. Oder man sollte zur Fastnacht schneiden, damit Raupen und Würmer fernbleiben.
Mit den folgenden Hinweisen und Informationen, möchte ich Euch vom hartnäckigen, alten „Schnittzeitpunkt-Glauben“, auf die eigentliche Herangehensweise bei der Wahl des Zeitpunktes für einen gesundheitserhaltenden Baumschnitt führen.
Grundsätzlich muss man verstehen, dass jeder Schnitt eine Wunde verursacht, die das Gehölz erst überwallen muss. Wie hier ein Gehölz auf die Wunde reagiert, hängt einmal von der Gehölzart ab, von seinem Alter und vom oben erwähnten Schnittzeitpunkt. Dieser Zeitpunkt beeinflusst, wie stark das Gehölz neu austreibt, wie sich die Wunden verschließen bzw. überwallen und wie es auf eindringende Pilze und Frost reagiert.
Wenn man an milden Wintertagen oder am Ende des Winters schneidet, überblickt man die unbelaubte Krone sehr gut, jedoch reagiert Steinobst empfindlich auf den Winterschnitt und die Wunden verheilen schwer.
Es sollten die folgenden Regeln deshalb beachtet werden, damit der Baum und Du von der Schnittmaßnahme profitieren könnt:
Kern- und Beerenobst:
- kann im Vorwinter, oder auch während des Winters geschnitten werden, wenn es wärmer als -4°C ist (ansonsten entstehen bei tieferen Temperaturen Frostschäden)
Steinobst:
- Schnitt nach der Ernte, sowie im Frühjahr ab Anfang März (während dieser Zeiten verheilen die Schnittwunden sehr schnell und schotten sich rasch ab. Somit wird das Eindringen von Pilzinfektionen stark verhindert.)
Die Stärke des Neuaustriebes wird vom Schnittzeitpunkt beeinflusst. Ein Sommerschnitt reduziert den Neuaustrieb deutlich, der Winterschnitt fördert ihn.
Schneidet man im Vorwinter, werden dem Gehölz Reservestoffe, die es für die Überwinterung und zum Neuaustrieb im Frühjahr benötigt, entnommen. Dadurch, und durch zusätzliche Frosttage, werden vor allem jüngere Bäume geschädigt (Deswegen schneidet man jüngeres Kernobst später als älteres).
Der Sommerschnitt bietet sich also bei starkwüchsigen Gehölzen an, damit das ohnehin starke Wachstum abgeschwächt wird. Gleichzeitig wird die Wachstumsenergie in die Fruchtausbildung umgelenkt.